Reise nach China – Tianjin und Beijing
vom 02.10.15 bis 25.11.15
Aktualisiert am 22.11.15, 05h00 (Europa-Zeit)
Zu dieser Reise bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind – eine Dienstreise nach Tianjin zu Airbus. Dort werden A320 Flugzeuge gebaut, und in diesem Fall wurde in Tianjin das erste Mal in eine A320 die neue SpaceFlex lavatory von Diehl eingebaut. Man muss sich vorstellen, dass im hinteren Teil des Flugzeuges eine grosse Küche eingebaut ist, die eigentlich für Kurzstreckenflüge viel zu gross ist. Daher hat man sich etwas einfallen lassen diesen Platz besser zu nutzen. Also wurde die Küche um 2/3 verkleinert, und auf dem gewonnen Platz steht nun unsere SpaceFlex Toilette. Dadurch werden auch 2 Sitzreihen gewonnen.
Airbus China hat von DCM erwartet, dass sie für diese erste Installation technischen und administrativen; und für die Kundenabnahme auch kommerziellen Support erhalten im Zeitraum der Auslieferungsphase des Flugzeuges an den Kunden. Für diesen Job hat man wohl mich auserwählt. Auf jeden Fall bin ich jetzt in China. Erfahrungsgemäß aus Toulouse treten in dieser Phase die meisten Fragen und Probleme auf.
Ankunft am 06.10.2015
Geflogen bin ich am 05.10.15 über Frankfurt nach Peking mit Lufthansa. Angekommen am 06. bin ich dann von einem Taxi abgeholt worden, was mein sehr netter Kollege Li von Tianjin aus organisiert hat. Das größte Problem nach Ankunft in China besteht nämlich darin, dass man GAR nichts versteht. Englisch ist hier für die meisten eine Sprache für Ausserirdische, und erstaunlicherweise fängt das schon am Flughafen an. Peking International Capital Airport. Das mit dem International klappt noch nicht so ganz – zumindest was die Verständigung anbelangt. Hier im Hotel Crown Plaza, einem 5-Sterne-Hotel, sieht es nicht anders aus. Ein paar können sich verständigen und der Hotelmanager vielleicht noch am Besten, aber der Rest…..
So, also am 06. angekommen und erstmal ins Hotel. Der 07.10. war für mich noch Ruhetag, um mich an die 6 Stunden Zeitverschiebung zu gewöhnen. Das Hotel ist klasse. Sehr gut ausgestattet, sehr modern, sehr komfortable und alles was man erwartet. Swimming Pool, inhouse Tennisplatz im 4. Stockwerk, Spa, Fitnessraum, etc pepe.
Die ersten beiden Wochen arbeiten
Am 08.10.15 ging es dann für mich das erste Mal zu Airbus FALC (FALC = Final Assembly Line China). Die Fahrt mit dem Taxi dahin war schon das erste Abenteuer. Keine Ahnung wo das ist, keine Ahnung was das kosten mag. Und einen Tag später wusste ich schon, dass mich der Taxifahrer gewaltig übers Ohr gehauen hat. Auch wenn die Taxi-Beförderungspreise für unsere europäischen Verhältnisse lachhaft sind, sollte man darauf achten dass man die korrekte Summe bezahlt. Das kenne ich noch aus Afrika. Klar könnte man ohne Problem mehr bezahlen, denn wenn eine Fahrt von 10 Minuten gerade mal nur 1€50 kosten sind ein paar Cents mehr oder weniger nicht die Rede. Aber das macht die Preise kaputt, und die Taxifahrer gewöhnen sich schnell daran. Aber mehr dazu später.
Die Airbus Kollegin Dongli hat alles perfekt vorbereitet, sodass ich wirklich nur noch meinen Ausweis abholen musste und schon kam ich ins Werk. Ab da fingen meine ersten 2 Wochen an, bevor ich dann in Urlaub gehen konnte. Diese beiden Wochen waren gedacht für die Installation der Toilette im Flieger. Hier wollte Airbus schon support haben, denn die Installation dieses Moduls ist komplett neu und es hat kein Mensch Erfahrung darin. Einige waren zwar schon für ein paar Tage bei Airbus Hamburg und haben sich das mal angeschaut, aber live das selbst zu installieren ist dann doch eine andere Musik. Und ich kann sagen, dass meine Mission bereits bis jetzt erfolgreich war. Ach ja – das Airbus Werk hier ist sehr überschaubar. Nur ca 500 Menschen arbeiten hier – nichts gegen Toulouse oder Hamburg, wo an die 15000 Menschen arbeiten. Abends um 17 Uhr fahren dann alle brav mit den Airbus eigenen Bussen in alle Himmelsrichtungen nach Tianjin nach Hause. Ein schön anzusehendes Spektakel, wenn 20 Reisebusse gemeinsam das Werk verlassen. Das ist hier übrigens überall so. Alle Firmen haben diesen Busservice für die Mitarbeiter. Ich denke mal das hat damit was zu tun, dass sich die meisten kein Auto leisten können.
Der gemeinsame Urlaub mit Gabi
Teil 1 - Tianjin
Am 20.10.15 fing dann der Urlaub an. Gabi kam bereits am 17.10. in Beijing an. Auch sie hat natürlich viele viele Eindrücke bekommen und auch diese veröffentlicht. Aus Ihr Sicht heraus. Hier der Link zu Ihrem Block: https://inklusionjetzt.wordpress.com/2015/10/21/urlaub-in-china/ An dieser Stelle ist unbedingt zu erwähnen, dass wir den gesamten Urlaub über sehr schönes Wetter hatten. Kein Regen, und angenehme Temperaturen, die am späteren Abend etwas frischer wurden.
Wir waren in einem Hotel mitten in der Stadt – perfekt gelegen. Hotel Renaissance. Wir hatten uns vorgenommen die ersten Tage, also den Rest der ersten Woche der uns noch geblieben ist nach meiner Arbeit, in Tianjin zu bleiben. Tianjin ist auch eine sehr interessante Stadt. Altes und Neues direkt nebeneinander. Wolkenkratzer uns riesige shopping malls neben traditionellen kleinen Häusschen. Gebäude wo man meinen könnte in den frühen 70er Jahren stehen geblieben zu sein. Direkt neben dem Hotel. Wir waren dort regelmäßig Essen. Für ein paar Euro und eine sehr vielfältige Speisekarte. Hat auch Gabi als Vegetarierin fast immer etwas gefunden. Von Tianjin haben wir viel gesehen, denn wir haben doch recht viel zu Fuss bewältigt. Das Wetter war gut, nicht kalt, und für Gabi mehr oder weniger auch keine Probleme mit dem Rolli durch die Stadt zu kommen. Ich hatte hin und wieder bei manchen hohen Kantsteinen echten Bammel gehabt wenn ich gesehen habe wie sie diese meistert. Manchmal war ich auch zu überängstigt, was zwischen Ihr und mir einige Spannungen auslösten.
Sehr interessant war der Weg vom Hotel aus am Fluss entlang in die Innenstadt. Am Zentralbahnhof vorbei und an der Oper, die in historischen Gemäuern untergebracht ist. Direkt dahinter die Wolkenkratzer. Der Bahnhof riesig. Größer und gigantischer als vergleichbare in Deutschland. Sobald man dann die originelle alter Zugbrücke über den Fluss passiert hat, ist man auch schon in der eigentlichen Altstadt wo es auch in die Fussgängerzone geht. Die Mechanik der Brücke ist echt alt und einfach – aber sicherlich noch heute funktionell. Eingangs der Fussgängerzone läuft man über eine kleinere Strasse mit einzigartigen kleinen Läden links und rechts, in denen man eigentlich alles für den täglichen Bedarf bekommt. Auch kleine Strassenstände mit Essen sind zu finden. Ich dachte sofort an Togo. Sieht echt genauso aus. Kein Unterschied – nur die Schriftzeichen und die Leute sehen anders aus. Ansonsten echt absolut wie in Togo.
Kommt man dann in die Fussgängerzone könnte man meinen irgendwo auf der Welt zu sein. Auch bei uns in Europa ähnlich. Ein Laden nach dem anderen. Auch hier meist Filialketten. Und viel mehr Kaufhäuser als bei uns. So richtige Kaufhäuser wie man sie von früher kennt. Hertie, Karstadt, Quelle (in Mainz), Woolworth, etc. 6, 7, 8 Stockwerke. Kriegst alles dort. Von der Unterhose bis zum Anzug / Kostum und den dazugehörenden Schmuck. Über die Preise war ich erstaunt. Nicht billiger als bei uns in Europa. Selbst die chinesische Markenware hat das gleiche Preisniveau wie alle anderen internationalen Marken. Von wegen alle Klamotten billiger hier. Ich habe noch die Worte einiger Kollegen in Toulouse in meinen Ohren. Nimm einen leeren Koffer mit – der wird schon voll in China. Von wegen.
Ach ja Shopping Malls. Enorme Bauten haben die hier. Riesig. Riesig. Riesig. Und vor allem – s a u b e r. Blitzeblank. Kein Stück Dreck auf dem Boden. Der Boden blank poliert. Alle Einrichtungen, auch die Toiletten, absolut sauber. In jeder Mall ein ganzes Stockwerk nur mit Restaurants aller Stilrichtungen. Bei bestimmten Restaurants – den „Insidern“ bei den Chinesen, stehen die Leute Schlange davor. Da haben die Restaurants schon Stühle und Bänke fest installiert für die Leute, die warten müssen. Da bekommt man dann eine Nummer, die dann aufgerufen wird. Über einen Lautsprecher vor dem Restaurant in einer Lautstärke, dass man es unten im 1.Stock noch hört. Als ob die alle schwerhörig wären. Essen steht bei den Chinesen sehr hoch im Kurs. Es wird eigentlich täglich Essen gegangen. Mittags oder abends. Egal. Es ist aber auch nicht teuer. Auch für chinesische Verhältnisse kann man sehr günstig essen gehen. Ich war sehr oft Essen, alleine, mit Kollegen oder als Gabi da war während unserer Urlaubstage. Die Restaurants waren eigentlich immer sehr gut besucht. Für mich mit meiner Fettstoffwechselstörung ist das nicht immer einfach – die chinesischen Küche auch fast in jedem Gericht Fette und Öle. Bei dem Fleisch bin ich mir sicher wie fettig das ist. Es gibt hier in China kein Fleisch wie in Europa – Fleisch als Steak am Stück. Die Chinesen essen mit Stäbchen, und somit sind wirklich ALLE Gerichte in mundgerechter Form serviert. Ich habe dennoch recht viel probiert.
Sauberkeit in der Stadt
Dem Thema Sauberkeit möchte einen separaten Absatz widmen. Überall wird gefegt, gebohnert, geputzt. Unglaublich. Und das Reinigungspersonal ist gut zu erkennen, da sie landesweit so kakibraune Klamotten an haben. Die Strassen werden vom Laub und Dreck befreit, die Hecken werden gestutzt, die Strassenränder gesäubert, in Firmen- und Wohngebäuden alles geputzt. Wahnsinn. Wie Ameisen sind diese fleissigen Leute überall zu finden. Und ich kann sagen – sie sind IMMER da. Nicht nur zeitweise. Und wenn der Boden schon sauber ist wird eben nochmal geputzt oder gefegt. Was mich am meisten wundert ist, dass nicht nur die grossen Prachtstrassen und shopping malls und so gesäubert werden. Nein, auch Nebenstrassen, kleinere Gebäude. Ich weiss nicht wie das organisatorisch läuft und wo die angestellt sind. Die haben so kleine Elektro-Motorroller mit kleiner Pritsche hinten dran. Da sind alle Utensilien drin die sie so brauchen. Ich muss davon mal ein Foto machen und das auf die Internetseite setzen. Das glaubt mir sonst niemand. Doch – es ist alles sehr sauber hier.
Verkehr
Auch das ist ein eigenes Kapitel wert. Die Chinesen fahren fast ausschliesslich Limousinen, und das in Langversion. Alle bekannten deutschen Marken – in Ausführung L. Alle bekannten asiatischen Marken, davon die größeren Modelle in Stufenheckausführung – in Ausführung L. Sehr wenig Kleinwagen. So gut wie keine Kombis wie in Europa. Aber dafür sehr vielen 7-Sitzer Vans, meist amerikanische Modelle. Also kurzum vom Fuhrpark her ein sehr hohes Niveau.
Aber – fahren können sie alle nicht. Es gibt auf den Strassen keine Regeln. Wer fährt hat Vorfahrt, entgegenkommende Linksabbieger biegen ohne System ab. Manchmal vor einem, manchmal hinter einem. Gerade wie es passt. Wer keine Hupe im Auto hat ist arm dran. Denn wer meint vorfahrtsberechtigt fahren zu wollen braucht Platz. Wenn der nicht ist macht man ihn sich einfach durch Hupen und Drängeln. Wer mal eben die Richtung wechseln will / muss macht das mitten im größten Gewühl. Durchgezogene Linien oder viel entgegenkommender Verkehr sind kein Hindernis. Dann blockiert man halt eben mal für einen Moment den gesamten Verkehrsfluss. Und die halten auch gerade an wo sie anhalten möchten. Parken am Strassenrand in zweiter und dritter Reihe ist normal. Die rechte Fahrspur ist eigentlich keine, da sie ständig blockiert ist durch anhaltende Autos (auch parkende). Und das muss man sich noch vorstellen mit all den Elektro-Motorrollern und Fussgängern. Denn diese beiden Kategorien von Verkehrsteilnehmern kennen überhaupt keine Regeln. Mit dem Roller gegen die Fahrtrichtung, über rote Ampeln, mitten durch den Gegenverkehr. No problem. Eine einzige Regel respektieren die Autofahrer – eine rote Ampel ist eine rote Ampel.
Die Zweiräder sind ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel. Und verblüffend – ALLE mit Elektroantrieb. Es gibt keine Roller so wie wir sie kennen aus Europa. Da fragt man sich, warum die europäische Fahrzeugindustrie mit den Elektroantrieben so ein Gedöns macht. Hier scheint es technisch zu funktionieren. Als Zweiradfahrer gibt es noch weniger Regeln als bei den Autofahrern. Gegen die Fahrtrichtung, an Kreuzungen immer drauf los oder Fahren bei Dunkelheit / Dämmerung ohne Licht. Auch das ist hier eine generelle Marotte. Licht anmachen kostet Strom und macht die Glühbirnen auf Dauer kaputt. Also lässt man das Licht einfach aus. Auch Autos sieht man ohne Licht. Frei nach dem Motto – „ich sehe doch noch alles“. Klar, die Strassen sind ja beleuchtet.
Manche Roller sind Dreiräder mit einer Pritschen hinten drauf. Was da manchmal aufgeladen wird ist haarsträubend. Wer schon einmal in Afrika war weiss wovon ich rede. Türme von Sperrgut, meterhoch und man hat das Gefühl das kippt alles gleich um. Bei den Fotos von Tianjin sind ein paar solcher Dreiräder zu sehen. Eines davon mit solch einem Turm.
Teil 2 – Beijing (Peking)
Von Tianjin aus haben wir auch die Reise nach Beijing (Peking) geplant. Die Fahrt dahin selbst war leicht zu planen. Mit dem chinesischen Schnellzug von Tianjin nach Beijing. Schwieriger war es da die Fahrt von Beijing zur Chinesischen Mauer zu organisieren. Aber dazu mehr weiter unten.
Tag 1 in Peking = Ankunftstag
Am Dienstag 27.10.15 gings um 11:07 Uhr mit dem Schnellzug nach Beijing. 291km/h innerhalb von kürzester Zeit erreicht. Und nichts gespürt. Nur Fliegen ist schöner. In Beijing angekommen sind wir dann erstmal mit dem Taxi zu unserem Hotel in die Innenstadt. Dienstag erstmal gemütlich. Stadtbummel und uns einfach mal alles angeschaut. Von der Fussgängerzone, die nur wenige Meter von unserem Hotel aus anfing, kann ich und will ich gar nicht viel schreiben. Halt eben eine Fussgängerzone wie überall mit Geschäften aller Art. Große Hausketten, teilweise „haute gamme“ und teuer. Daneben die typischen chinesischen kleinen Läden mit allerlei Schnickschnack und Krimskrams. Auch billige Souvenirartikel. Aber diese wiederrum sind dennoch interessant, da mit einem europäischen Laden nicht zu vergleichen sind. Irgendwie urig.
Tag 2 in Peking = Kaiserpalast und Verbotene Stadt
Am Mittwoch sind wir dann in den Kaiserpalast und in die Verbotene Stadt gegangen. Konnte man zu Fuss vom Hotel aus gut machen. Wir hatten die Eintrittskarten bereits in Tianjn an der Hotelrezeption gekauft Eine sehr freundliche Mitarbeiterin hat uns geholfen, da die Internetseite nur in chinesisch geschrieben war. Sie wickelte den Kauf auch über ihre Kreditkarte ab. Fand ich sehr hilfsbereit von ihr.
Ich dachte ja unter der Woche und dann auch keine typische Ferienzeit wäre das nicht ganz so voll. Von wegen. Als wir in die Nähe des Kaiserpalastes angekommen sind mussten wir schon durch die Security. Da geht kein Weg daran vorbei. Man kann nicht einfach die Strasse „Dongchang´an“ von einem Ende zum anderen durchlaufen. Diese Strasse, eine riesige 8 spurige Prachtstrasse, führt nämlich direkt am Platz des Himmlichen Friedens und an der Verbotenen Stadt vorbei – die Strasse teilt so quasi diese beiden Stätten. Das hat uns eine knappe Stunde gekostet. Aber dann ist noch nicht Schluss. Das war nur die Security von der Hauptstrasse. Da ist man aber noch nicht auf dem Palastgebäude angekommen. Vielleicht war es an diesem Tag auch voller als sonst, denn Angela Merkel war zu Gast in Peking und hat wirtschaftliche Verträge mit China unterschrieben. U.a. auch die 130 Airbusse, die China gekauft hat. So, also nach dem Check ab in den Palast. Die wollten uns erst nicht rein lassen, da sie mit der Reservierungsnummer nichts anfangen konnten. Nach längeren Diskussionen war ich schon fast soweit zu explodieren, aber ich konnte mich zurückhalten. Gabi hat dann mit ihrem Namen es geschafft die Karten zu bekommen. Was ich nämlich nicht wusste – die Reservierung lief auf ihren Namen. Da kann ich natürlich nix ausrichten.
So, nun waren wir drin. Eingang geht übrigens nur über das Südtor und oben muss man dann wieder raus. Überwältigend. Für uns war es das erste Mal diese uralte Kultur so nah „begreifen“ zu können. Bilder und Filmberichte können nicht diese einzigartige Kulisse wiederspiegeln wie man es selbst vor Augen hat. Ich weiss gar nicht wie ich das beschreiben soll. Einfach nur schön.
Gabi und ich hatten uns zwischenzeitlich verloren, sodass wir verschiedene Ausgänge genommen haben. Wir waren mit die letzten um 17h30 die das Gelände über das Nordtor verlassen haben. Praktisch für mich, denn der Rückweg zum Hotel war nur halb so lang wie der Hinweg. Gabi ist am Westtor raus gekommen.
Tag 3 in Peking = die Chinesische Mauer
Der Teilabschnitt, den wir besuchen wollten, ist der Abschnitt „Mutianyu“. Informationen aus dem Internet zufolge sollte dieser Abschnitt für Rollstuhlfahrer geeignet sein. Angebote gibt es genug, aber meist sind das organisierte Gruppenreisen mit einem Bus. Da wird es für Gabi mit Rollstuhl schon schwierig. Wir brauchen dann doch etwas länger für manche Strecken wo man „zu Fuss“ einfach flexibler und somit schneller ist. Wir wollten also eine der auch sehr vielen privaten Fahrdienste buchen, der uns am Hotel abholt, zur Mauer bringt und uns auch wieder zurück nach Beijing bringt. Nach einigen Suchen im Internet hatte Gabi dann auch einen Fahrer gefunden, der uns in einem Van am Hotel abgeholt hat und uns am Nachmittag auch wieder zurück gebracht hat. Er hiess John und holte uns am Donnerstag 22.10.15 im Renaissance ab, brachte uns zur Mauer, hat sich um die Eintrittskarten gekümmert und brachte uns auch wieder zurück. 1000 RMB haben wir bezahlt. Inklusive alles. Das sind 148 Euros. Ist in Ordnung.
Von wegen rollstuhlgeeignet. Lest mal was Gabi dazu in ihrem Block geschrieben hat (Link siehe weiter oben). Steile Rampen, die selbst mit Hilfe extrem schwierig zu meistern sind. Da muss der Schieber sehr gute Konditionen mitbringen, und muss technisch wissen wie man am besten und leichtesten einen Rollstuhl einen Berg hochschiebt.
Mehr als 6000km Mauer, und wir haben gerade mal ein paar Meter gesehen. Aber – wir waren drauf auf der Mauer. Hätte ich nie gedacht, dass ich da mal hinkomme. Ich hoffe ich konnte auf meinen Bildern ein wenig meine Eindrücke aufnehmen. Auf einem Foto kann man in der Ferne auch Peking sehen – im Dunst und grauem Schleier. Aber so fern ist Peking gar nicht. Gerade mal 60km.
Auf dem Rückweg haben wir John, unseren Fahrer, gebeten uns in Peking nicht im Hotel sondern am Lamatempel (auch genannt der Palast der Harmonie und des Friedens) abzusetzen. Den wollten wir uns auch noch anschauen. Der größte und prächtigste Tempel des tibetischen Buddhismus in Peking, erbaut Ende des 17.Jahrhunderts.
Tag 4 in Peking – der 30.11.15 und somit letzte Urlaubstag
Erstens hat man im Urlaub nie genug Zeit, und zweitens gibt es immer noch etwas was man noch nicht gesehen hat. Wir waren gerade mal 4 Tage da und haben aber genau das gesehen was wir wollten. Was wollen wir mehr? Wir verbrachten somit diesen letzten Tag locker und entspannt in der Stadt und waren abends noch schön was Essen. Gabi´s Flug ging dann am Samstag früh um 01h45, somit sind wir dann beizeiten am Freitag Abend gegen 21Uhr zum Flughafen. Mit Air China ging es dann für sie wieder zurück Richtung Europa. Ich blieb noch bis Sonntag Vormittag in Peking, und bin dann wieder zurück nach Tianjin. Mein Hotel war ab dem 01.11. gebucht.
Taxifahren in China
Oben habe ich ja erwähnt, dass ich noch etwas vom Taxifahren erzählen wollte. Das ist so eine Sache hier. Alle Taxen sind mit Taxometer ausgestattet – auch die „black taxis“. Der offizielle Tarif fängt mit 8 RMB an für die ersten 3 Kilometer und erhöht sich dann pro Kilometer um 1,70 RMB. Die Währung RMB (YUAN): 10 RMB entsprechen 1,48€. Eine Taxifahrt zu Airbus mit 5,5km würde also ungefähr 13 RMB kosten, also keine 2€. Es möchte aber keiner wenn möglich den Taxometer einschalten und den Preis lieber selbst bestimmen. Das führt manchmal dazu, dass man als Europäer länger suchen muss, bis man ein Taxi gefunden hat das einen mit Taxometer befördern möchte. Die sogenannten „black taxi“ haben zwar auch einen Taxometer und sie schalten ihn auch ein, aber die sind komplett anders konfiguriert. Die fangen dann mit 10 anstatt 8 RMB an und bereits nach 1km steigt der Preis in die nächste Preiskategorie. Da werden für eine Fahrt dann mal schnell anstatt 13RMB plötzlich 20RMB. Immernoch nicht teuer, aber nicht korrekt. Wenn die Taxifahrer das täglich den ganzen Tag machen kommt auch eine schöne Extrasumme zustande. Da ich jeden Morgen ein Taxi auf die Arbeit nehme, stehe ich jeden Morgen wieder vor der gleichen Herausforderung. Selbst die vom Hotel bestellen Taxen haben keinen Anspruch auf Seriösität. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie die Chinesen selbst mit dieser Machenschaft umgehen.
Arbeiten zweiter Abschnitt – die letzten 23 Tage vom 02.11. bis 25.11.15
Der „Arbeitsalltag“ hat mich wieder. Seitdem Gabi weg ist bin ich auch wieder auf der Arbeit. Ist auch schon wieder 11 Tage her. Jetzt beginnt die etwas heissere Phase meiner Mission – die Kabinenaustattung Endphase (final phase und flight line) steht an mit der delivery phase am Ende ab 18.11.15.
14.11.2015 – Samstag
Es ist 21 Uhr Ortzeit und ich komme gerade von einer sehr schönen Stadttour mit meinem Kollegen zurück. Im Hotel angekommen habe ich mein Telefon ins WiFi Netz eingeloggt und bekam von Gabi per whatapp die schreckliche Nachricht über die Anschläge in Paris, zu denen sich mittlerweile der IS bekannt haben soll. Er begründet die Anschläge auf verschieden Publikumsstätten in Paris mit den französischen Luftangriffen in Syrien. Das ganze passierte schon am Freitagabend, aber da ich hier so gut wie nicht fernsehe, und die chinesischen Nachrichten ich eh nicht anmache, habe ich demnach auch leider nix mitbekommen. Mir fehlen die Worte, bin schockiert und fassungslos - ich erspare mir an dieser Stelle jegliche Diskussionen und Meinungsäußerungen zu diesem Thema.
Ich möchte dennoch von meinem tollen Tag mit meinem Kollegen Garvin (der englische Name für Lin Sheng) erzählen. Seine Frau, er und ich trafen uns heute in der Stadt, denn er wollte mir mal ein paar Plätze zeigen wo man wirklich günstig und gut einkaufen kann. Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass ich mir eigentlich ein paar Klamotten kaufen möchte. Und ich möchte auch für ein paar mir nahestehenden Menschen ein paar Souvenirs aus Tianjin mitbringen. Kein Kitsch, sondern wirklich etwas Schönes. Und ich habe es gefunden. Klamotten konnte ich keine kaufen, da ich leider nicht genügend Bargeld dabei hatte, und ein Bankautomat der Bank of China auch nicht zu finden war. Macht aber nix – wir treffen uns morgen nochmal.
Ausgehend von der Subway Station Linie 2 in der Nähe der „Ancient Town“ bogen wir ab in eine Seitenstraße, die in ein Menschengewühl führte, und schon waren wir in einer so dermaßen urigen Einkaufspassage, die ich bisher noch nie gesehen habe. Eine schmale Straße gesät mit Klamottenständen links und rechts, riesige Einkaufszentren über mehrere Stockwerke nur mit Klamotten. Wie eine Mall. Aber nicht so wie die Malls die ich bisher gesehen habe. Viel viel einfacher, nicht so pompös, bodenständig, und preislich wesentlich günstiger. Auch nicht so aufgeräumt und „steril“ wirkend wie die großen Malls. Auch das hat mich wieder an Afrika erinnert. Strassenstände, Mini-Geschäfte mit gerade mal ein paar Quadratmeter Stellfläche, der Rest vor dem Geschäft auf dem Weg. Im Geschäft selbst eine herrliche Unordnung. Alles einfach aufeinander gestapelt. Wenn du was anschauen willst musste halt ein bisschen graben. Da mein Koffer langsam aber sicher kaputt geht habe ich mich nach einem neuen umgeschaut. In einem kleinen Geschäft habe ich in einer Ecke dermaßen verstaubte Koffer gesehen – die hat wohl keiner seit Jahren aus der Ecke geholt. Die waren auch nicht gerade schön. Gäbe es so etwas in einem europäischen Geschäft? Ne, auf keinen Fall. Auch nicht im Kleinsten. Dies nur als eine kleine Anekdote. Letztendlich bin ich bei Allem was mich interessierte fündig geworden und werde morgen am Sonntag auf shopping Tour gehen.
Auf dem Hinweg vom Hotel zur Subway Station habe ich mal wieder die Erfahrung mit den Taxis machen dürfen. Bin dann aber doch zu einem korrekten Preis zur Station gekommen. Die Subway Station ist vom Hotel aus ca 5 Autominuten entfernt. Auf dem Rückweg hatte ich dann ein Aha-Erlebnis wo ich schon viel früher hätte drauf kommen können. Unweit vom Hotel hält die Buslinie Nr. 691, die direkt zur Subway Station fährt. Nur 4 Haltestellen und keine 10 Minuten. Das Ganze für 30 Euro-Centimes, also 2 RMB. Wenn ich auf diese Idee – übrigens eine von meinem Kollegen Gavin – schon früher und selbst gekommen wäre, hätte ich mir einigen Stress mit den Taxis erspart.
Mit den Gedanken in Paris und dem was dort passiert ist beende ich diesen Tag.
Die letzten Tage
Meine Dienstreise nähert sich dem Ende entgegen. Ich kann sagen, dass mein Aufenthalt hier in Tianjin bei Airbus FALC erfolgreich war. Ein dementspechendes Feedback kam auch von den Verantwortlichen hier bei Airbus FALC. Ich habe etliche Aktionen mitgenommen, die ich von Europa aus koordinieren werde, und bei einigen müssen noch andere Fachabteilungen bei DCM mit eingebunden werden.
Am Dienstag 24.11.15 werde ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die ich in den letzten Wochen kennengelernt habe, verabschieden. Am Mittwoch früh mache ich mich dann auf den Weg zurück nach Europa.
Alles in Allem ein gelungener Einsatz. Trotz aller Schwierigkeiten mit Verständigung und mit der für mich fremden Kultur hat doch alles irgendwie geklappt. Sollte ich die Gelegenheit haben nochmal nach China reisen zu können, werde ich vorbereiteter sein.
Rückflug von Peking nach Europa am Mittwoch 25.November 2015
Ich bin jemand der sehr gerne fliegt. Stunden in einem Flugzeug zu sitzen, oder auch längere Zeit auf dem Airport zu verbringen macht mir nix aus. Im Gegenteil. Flughäfen sind für mich nach wie vor äußerst interessante Orte. Es ist eine Faszination grosse und kleine Flugzeuge beim Starten oder Landen zu sehen, wie ein kleines Kind schaue ich mir die Abfertigung eines Flugzeuges an. Alles was herum passiert. Da bin ich wohl noch Kind geblieben. Ich bummele gerne auf Flughäfen herum - auch wenn ich meine, dass die Preise für alle dort angebotenen Sachen erheblich teurer sind als in den Städten. Aber ich kaufe da ja auch nix. Auf Flughäfen verspüre ich einen gewissen Flair, den ich einfach mag. Da unterscheiden sich Gott sei Dank die Interessen aller Menschen.
So, MEIN Rückflug von Beijing nach München. Eine A340-600. Das wusste ich bereits vorher. Alle Flugzeuge der Lufthansa Flotte haben bekanntlich einen Namen. MEIN Flugzeug, ein Airbus A340-600 (ist für mich eh das schönste Flugzeug weltweit – aber nicht nur weil es ein Airbus ist), ist auf den Namen MAINZ getauft. Ich kann von mir behaupten, dass ich manchmal sehr sentimental bin. Das war für mich ein solcher Augenblick sentimental zu sein. Mag für Euch Leser kindisch klingen, aber dazu stehe ich. Ich bin mit einer A340-600 geflogen mit Namen Mainz. Ich war gerührt.
Obendrein kommt noch dazu, dass ich dieses Flugzeug 2007 in Toulouse betreut habe – zumindest was die Toiletteninstallation und Kundenbetreuung anbelangt. Ich erinnere mich, wie oft ich zu dieser Lufthansa Serie DLH05 gerufen wurde um bei Kundenanfragen Rede und Antwort zu stehen. Die A340 Maschinen waren damals schon etwas „Besonderes“. Es waren die letzten ihrer Gattung, bevor Airbus das Programm A340 beendet hat. Schade eigentlich.